Ernteteilen statt Einkaufen

Wie solidarische Landwirtschaft Lebensmittelabfälle vermeidet
Rund ein Drittel aller weltweit produzierten Lebensmittel landet im Müll. Das oft, bevor sie überhaupt auf dem Teller liegen. In der Abfallwirtschaft wissen wir: Die beste Abfallvermeidung beginnt schon bei der Produktion. Eine Antwort darauf liefert die solidarische Landwirtschaft. Ein Modell, das in Niederösterreich immer mehr Anklang findet.
Solidarität mit Bodenhaftung
Am 16. Oktober wird weltweit der „World Food Day“ begangen. Der Aktionstag erinnert daran, dass Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Ressourcenschonung untrennbar miteinander verbunden sind. Auch in der kommunalen Abfallwirtschaft spielt der sorgsame Umgang mit Lebensmitteln eine zentrale Rolle. Denn weniger Verschwendung bedeutet weniger Abfall.
Eine Möglichkeit, dieser Verschwendung entgegenzuwirken, ist CSA (Community Supported Agriculture), auf Deutsch Solidarische Landwirtschaft. Dabei schließen sich Konsumentinnen und Konsumenten mit Landwirtinnen und Landwirten zu einer Gemeinschaft zusammen. Die sogenannten Ernteteilerinnen und Ernteteiler zahlen im Voraus einen Beitrag, der die Produktionskosten deckt. Im Gegenzug erhalten sie regelmäßig frisches, saisonales Gemüse direkt vom Hof. Und das ohne Zwischenhandel und ohne unnötige Verpackungen.
Vom anonymen Markt zur persönlichen Beziehung
Einer dieser Betriebe ist Gela Ochsenherz aus Gänserndorf. Schon seit 2011 ist der Betrieb eine „SoLawi“ und damit die erste in Österreich. „Wir haben Spezialitäten wie Sommerportulak, Okra, Artischocken oder Melonen-Rettiche, aber auch Bodenständiges wie Karotten in vielen Farben und Sorten, Erdäpfel, unterschiedlichste Salate und eine große Auswahl an frischen Kräutern“, erzählt uns Susanna Kohlweiß-Czerny von Gela Ochsenherz in einem schriftlichen Interview.
Auch die Landwirtschaft “Ackerschön” aus Hasendorf (Bezirk Tulln) betreibt Solidarische Landwirtschaft. „Es lohnt sich die Verbindlichkeit, die zwischen ‚Konsumenten‘ und Landwirtschaft entsteht”, betont das Team „Es werden keine Überschüsse produziert, da von vornherein eine Abgabe der ‚Ware‘ garantiert ist. Zugleich gibt es für den Betrieb schon zu Jahresbeginn eine Einkommenssicherheit.“
Gerade dieser Aspekt macht CSA aus der Sicht der Abfallwirtschaft besonders wertvoll. Produziert wird nur das, was tatsächlich gebraucht wird. Für Umwelt und Konsumierende bedeutet das weniger Verschwendung, kürzere Transportwege und damit eine deutlich bessere Ökobilanz.
Weniger Risiko, mehr Nähe
Für Landwirtinnen und Landwirte bietet das Modell klare Vorteile. Die Vorfinanzierung schafft Planungssicherheit, reduziert den wirtschaftlichen Druck und fördert die Bindung zur Kundschaft. „Der großer Vorteil für uns Landwirtinnen und Landwirte ist, dass die Produktion für ein ganzes Jahr finanziert ist. Dadurch können wir entsprechend den Vorlieben der Ernteteilerinnen und Ernteteiler unser Angebot anpassen. Es wird weniger weggeworfen, weil alles, was produziert wird verteilt wird. Es können auch Sorten angebaut werden, die gerade nicht ‚in‘ sind. Zum Beispiel haben wir bei Gela Ochsenherz über 40 verschiedene Paradeisersorten“, so Kohlweiß-Czerny.
Auch Konsumentinnen und Konsumenten profitieren: Sie wissen, wo ihr Gemüse wächst, lernen die Menschen dahinter kennen und tragen aktiv zu einem nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln bei.
Lebensmittel neu gedacht
CSA zeigt, dass nachhaltiger Konsum nicht nur beim Bio-Siegel beginnt, sondern bei Strukturen, die Abfälle vermeiden. Wer ernteteilt, stärkt regionale Kreisläufe, reduziert Lebensmittelabfälle und schont Ressourcen. Denn Transportwege verkürzen sich und Verpackungen sind oft überflüssig. Noch ist das Modell nicht überall bekannt. Doch das Interesse wächst. Und mit ihm das Bewusstsein, dass solidarische Landwirtschaft ein Schlüssel zu einer ressourcenschonenden Zukunft ist.